Die populärste Legende, welche fälschlicherweise als „wahrhaftig“ deklariert wird, ist wohl jene, in welcher sich der König über die Geräusche der Mühle beschwert. Demnach soll dem Preußenkönig, Friedrich dem Großen, das Geklappere der Mühle so sehr gestört haben, dass er dem Müller die Mühle abkaufen wollte. Das lehnte der Müller ab, worauf der König gedroht haben soll, Gewalt anwenden zu lassen. Der Müller drohte seinerseits mit dem Kammergericht in Berlin. Verblüfft von dessen Antwort, ließ er Gnade vor Machtdemonstration walten und der Müller durfte seine Mühle behalten. Soweit die Kurzfassung.
Eine weitere, fast ebenso populäre (aber ebenso falsche) Legende ist, dass als Friedrich der Große 1745-1747 Schloss Sanssouci bauen ließ und den Parkanlage anlegte, ihm die Mühle im Weg war. Der Standort der Mühle war eigentlich schon anderweitig verplant und die Fläche sollte für die Parkanlage genutzt werden. Sodann soll der König den Müller einbestellt haben und diesem sowohl den großzügigen Abkauf der Mühle mittels Bargeld (das war von großer Bedeutung, da oftmals Kaufpreise nicht entrichtet wurden) und auch den Bau einer neuen Mühle, an anderer Stelle, mit Wassernutzberechtigung zugesagt haben. Der Müller habe dieses großzügige Angebot dennoch abgelehnt. Daraufhin soll der König gesagt haben, ob dem Müller bewusst sei, dass er die Mühle auch einfach beschlagnahmen könne. Der Müller drohte seinerseits mit dem Kammergericht und durfte die Mühle schlussendlich behalten. Im Ausgang sind somit beide Legenden gleich.
Geschichtlich gesichert ist hingegen eine ganz andere Version...
Friedrich der Große hatte nämlich überhaupt kein Problem mit der Mühle. Er empfand diese sogar als Bereicherung seiner Sommerresidenz, da sie den angestrebten ländlichen Charakter seines Weinbergschlosses unterstrich. Nein, es war vielmehr der Müller selbst, der ein Problem hatte - nämlich mit den Bauarbeiten für das Schloss, welche mit der Pflanzung hoher Bäume und Mauern einhergingen. Er beklagte sich mittels einer Bittschrift, welcher der König sichtete und mit folgendem Kommentar an die Kriegs- und Domänenkammer zur Klärung übersandte :“... welchergestalt der Wind Müller Johann Wilhelm Grävenitz zu Potsdam sich beklaget, dass seine Wind Mühle, nachdem unser dortiges Lustschloss gantz nahe an derselben erbauet, der Weinberg mit hohen Mauern umgeben und hohe Bäume gepflanzet wurden, aus Mangel des Windes stille stehen müsste, gleichwohl aber die jährliche Pacht von ihm bezahlt werden muss”
riedrich II. erwies sich in der Folge tatsächlich als gerechter und großzügiger König. Der Bau von Schloss Sanssouci beeinträchtigte tatsächlich die Funktion der Bockwindmühle und somit ließ der König dem Müller in Babelsberg zum Ausgleich eine neue Mühle erbauen. 1753 verkaufte Müller Grävenitz seine Sanssouci-Mühle mit Gewinn weiter und war somit sogar doppelter Gewinner in diesem „Streit“.
Nebenbei bemerkt: Die Mühle von Sanssouci kann man in ihrer Pracht von unserer Suite „Luise“ bewundern. Besonders schön sieht sie im Lichte des Sonnenuntergangs aus.
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